Ende der Bescheidenheit 2.0

Ende der Bescheidenheit“ nannte Heinrich Böll seine Eröffnungsrede auf dem Gründungskongreß des VS 1969. Nun haben sechs Hamburger VS-Mitglieder die AG „Ende der Bescheidenheit 2.0“ gegründet. Wir haben uns vorgenommen mehr darüber zu reden, was die prekäre Situation als Schreibende mit uns und unseren Texten macht.

Natürlich wollen wir nicht das Klischee vom armen Poeten strapazieren. Aber das Grundproblem besteht (leider) bis heute: Das Honorar für Autor*innen beträgt lediglich 5-10 % vom Preis eines Buches. Deshalb können nur sehr wenige von uns vom Schreiben leben. Oft wird behauptet, als Selfpublisher läge das Honorar deutlich höher, aber das ist nur bedingt richtig. Denn hier benötigt man sehr viel Zeit für Marketing und Administration. Christina berichtete, dass sie nur etwa 20 % ihrer Arbeitszeit dem Schreiben widmen kann.

Wir sind angewiesen auf zusätzliche Einkünfte: Lesungshonorare, Stipendien, Brotjobs. Das ist nicht nur schlecht fürs Portemonnaie, sondern auch fürs Selbstvertrauen und für unsere Position im Literaturbetrieb. Kein Wunder, dass das Thema schambehaftet ist.

Unser erster Schritt ist, die Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Der nächste besteht darin, öffentlich zu machen, unter welchen Bedingungen Literatur entsteht. Schließlich denken wir darüber nach, wie sich unsere Situation ändern lässt, etwa indem wir zumindest feste Lesungshonorare fordern analog zu Tarifvereinbarungen in anderen Branchen.

Bei der „Buchmesse Hamburger Autorinnen und Autoren“ im Dezember 2022 sind wir zum ersten Mal gemeinsam aufgetreten mit sechs kurzen Statements zur prekären Situation. Anschließend diskutierten wir mit den Gästen.

Wir sind eine offene Gruppe, treffen uns viermal im Jahr, zuletzt am 19. April. Wir freuen uns über jede und jeden, die dazukommen. Kontakt: vera.rosenbusch@vshamburg.de

Und zum Schluss schon einmal der Hinweis auf die nächste „Buchmesse Hamburger Autorinnen und Autoren“: Sie soll wieder in der Kunstklinik in Eppendorf stattfinden, und zwar am 2. Dezember 2023. Wie heißt es so schön: Save the Date!

Cord Buch, Lutz Flörke, Christina Oskui, Vera Rosenbusch, Christine Sterly-Paulsen,

PS: Wer bei der VS-Buchmesse 2022 nicht dabei war, kann Statements und Diskussion hier nachhören: https://soundcloud.com/vera-rosenbusch/bescheidenheit

 

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